Schloßbergmuseum
1. Dez 2013 – 23. Feb 2014

Eisenbahn trifft Puppenhaus

Eisenbahn trifft Puppenhaus
Erlesenes Spielzeug aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts

Über ein Jahr lang hat der Restaurator des Museums Märklin-Eisenbahnen und Steinbaukästen, Puppenhäuserund Kaufmannsladen, Dampfmaschinen und Laterna magica restauriert und für die Ausstellungvorbereitet. Viele Exponate erstrahlen nun im gleichen Glanz wie im Jahr 1910 unter den Weihnachtsbäumender bürgerlichen guten Stuben der Chemnitzer Gesellschaft. Der Restaurator stellte auch dieFunktion des aufwendigen mechanischen Spielzeugs wieder her. Unter dem Titel „Alles, was dampft undraucht“ wird der Besucher in Sonderveranstaltungen die Gelegenheit bekommen, das Spielzeug in Aktionzu erleben.

Historische Spielzeuge wecken nicht nur individuelle Erinnerungen. Selbst „modernen“ Menschen stand inihrer Kindheit häufig „altes“ Spielzeug zur Verfügung, ja es übertraf in der Gunst des Kindes manchmalsogar brandaktuelle, im Trend jedoch vielfach kurzlebige Produkte des breit aufgestellten Marktes derGegenwart. Der Stein- oder Metallbaukasten, die Märklin-Eisenbahn, die Massefiguren der Firma Hausser-Elastolin, die sich als Relikt vergangener Zeiten in diesem oder jenem elterlichen oder großelterlichenHaushalt fanden, überlebten nicht selten als heiß begehrte Sammlerstücke mit hohen Marktpreisen. Die historischen Vorbilder – man denke nur an die beliebte Dampfmaschine mit schier unendlichemZubehör – geben noch heute die Blaupause für Spielzeuge ab, die aktuell in den Sortimenten gut sortierterSpielwarenläden und Internetanbieter zu erwerben sind.

Für den Historiker, für das historische Museum sind die Spielzeuge vergangener Zeiten wichtige Quellen:Sie bilden Lebenswirklichkeiten ab und stehen exemplarisch für Sozialisationsmodelle. Sie erweisen, etwa inden Themenfeldern Eisenbahn, Automobil, Dampfmaschinen dem wissenschaftlich-technischen Fortschrittihre Referenz. Sie lenken den Blick auf Kolonien oder das konfessionelle Umfeld des Kindes und nichtzuletzt auf rollenspezifische Leitbilder ganzer Generationen – der Spielzeugsoldat, die Lokomotive, derSteinbaukasten für den Jungen, die Puppe, ihr Herd, der Kinderwagen für das Mädchen.

Die Exponate in der Ausstellung „Eisenbahn trifft Puppenhaus“ bestechen nicht nur durch ihre ganz eigeneÄsthetik, ihren Gebrauchs- und Seltenheitswert. Sie eröffnen auch einen Einblick in eine weit entfernteEpoche – und bieten dennoch auch heute eine Alternative zu funkelnden, billigen, manchmal ungesundenund überflüssigen Spielgefährten der Gegenwart.