GABRIELE MÜNTER PREIS
PARASTOU FOROUHAR, Esra Ersen, Else Gabriel, Ana Prvački, Annegret Soltau und Hoda Tawakol
Der Gabriele Münter Preis ist europaweit der einzige Kunstpreis, der sich ausschließlich an Bildende Künstlerinnen wendet, die älter als vierzig Jahre sind. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wurde ins Leben gerufen, da Künstlerinnen dieser Altersgruppe bei wichtigen Auszeichnungen deutlich unterrepräsentiert sind. Der Gabriele Münter Preis bietet auf Bundesebene eine wirkungsvolle Möglichkeit, die herausragenden Leistungen von in Deutschland lebenden zeitgenössischen Bildenden Künstlerinnen sichtbar zu machen, zu fördern und auszuzeichnen. Der Preis ist nach der Malerin Gabriele Münter (1877–1962) benannt – sie ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Moderne. Auch heute noch ist ihr Beispiel Ermutigung für Künstlerinnen.
Der Gabriele Münter Preis als Zeichen der Sichtbarmachung und Förderung herausragender Künstlerinnen ab 40 Jahren geht im Jahr 2025 an die iranisch-deutsche Künstlerin Parastou Forouhar, geboren 1962 in Teheran. Die Jury, bestehend aus Ina Bierstedt (Künstlerin), Ahu Dural (Künstlerin), Nezaket Ekici (Künstlerin), Dr. Nadia Ismail (Leiterin Kunsthalle Giessen), Dr. Christine Litz (Direktorin Museum für Neue Kunst Freiburg), Beate Passow (Künstlerin) und Anja Richter (Leiterin Museum Gunzenhauser), zeigte sich überzeugt, dass Parastou Forouhar nicht nur für die bemerkenswerte Qualität ihres Schaffens geehrt werden sollte, sondern auch für den Mut und die Konsequenz, mit denen sie sich für Freiheit, Menschenrechte und den Dialog zwischen Kulturen einsetzt.
Aus 1299 Bewerbungen hat sich Forouhar mit ihrem außergewöhnlichen Werk hervorgehoben und die Jury zutiefst beeindruckt. Parastou Forouhars Arbeiten sind geprägt von ihren persönlichen Erfahrungen mit Repression und Exil. In ihrer künstlerischen Praxis untersucht sie, wie sich diese Erlebnisse in einer von humanitären Krisen geprägten Welt reflektieren lassen. Ihr Schaffen umfasst Zeichnungen, Installationen, Fotoarbeiten, Objekte sowie fortlaufende aktivistische Archive und Aktionen. Ornamente und kalligrafische Elemente ihrer Muttersprache spielen eine zentrale Rolle: Sie wirken zunächst dekorativ, offenbaren jedoch bei näherem Hinsehen beklemmende Szenen von Kontrolle und Unterdrückung.
Forouhars Werke hinterfragen kulturelle Klischees und Sehgewohnheiten. Sie nutzt die ästhetische Anziehungskraft von Textilien, um tradierte Mechanismen der Entfremdung zu unterlaufen, ohne die Fremdheit aufzulösen. Ihre Kunst bleibt bewusst ambivalent und widerständig gegen jede Vereinnahmung. Ihre politisch motivierten Archive und Aktionen verstärken diesen Ansatz und machen ihre Arbeit zu einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit Macht, Identität und kultureller Erinnerung.
Der mit 20.000 Euro dotierte Gabriele Münter Preis wurde am 10. März 2025 an Parastou Forouhar verliehen. Die begleitende Ausstellung im Museum Gunzenhauser in Chemnitz findet vom 27. September bis zum 16. November 2025 statt. Dort werden Forouhars Werke zusammen mit den Arbeiten der fünf weiteren Finalistinnen Esra Ersen, Else Gabriel, Ana Prvački, Annegret Soltau und Hoda Tawakol präsentiert.