Museum Gunzenhauser
13. Nov 2011 – 15. Apr 2012

Otto Dix in Chemnitz

Otto Dix in Chemnitz

Ausstellung anlässlich des 120. Geburtstages von Otto Dix

Mit dem Jahr seines Weggangs aus Dresden 1933 setzte eine intensive Freundschaft zu zwei Chemnitzer Familien ein, die in den folgenden Jahren der politischen Unterdrückung seines Werks zu den wichtigsten Förderern und Auftraggebern wurden. Es handelt sich zum einen um den Chemnitzer Unternehmer Fritz Emil Niescher (1889–1974), der bis zu seinem Tod die wohl umfangreichste private Sammlung von Silberstiftzeichnungen des Künstlers aufbaute, und zum anderen um den Kinderarzt Dr. Max Otto Eberhard Köhler (1887–1963), der als enger Freund dem Künstler in seinem Haus im Chemnitzer Vorort Siegmar-Schönau wiederholt Aufenthalt und einen Raum für ein provisorisches Atelier bot. Zu den Höhepunkten der Köhlerschen Sammlung gehört das Gästebuch der Familie, in das sich Otto Dix mehrfach mit Zeichnungen eintrug, daneben aber auch andere Künstler wie Franz Radziwill, Carl Lange oder Karl Kröner.

Fritz Niescher erwarb von Dix nicht nur immer wieder Zeichnungen und Druckgrafiken, sondern auch einzelne Gemälde und beauftragte den Künstler mit der Anfertigung einer Wandmalerei. Nachdem Niescher 1935 am Goetheplatz in Chemnitz eine Villa erworben und modernisiert hatte, ließ er auf seinem Grundstück 1936 einen Gartenpavillon errichten, dessen künstlerische Ausgestaltung er zunächst dem Chemnitzer Maler und Grafiker Gustav Schaffer (1881–1937) übertrug. Nachdem dieser 1937 während der Arbeiten verstarb, beauftragte Niescher seinen Freund Otto Dix mit der Ausmalung des Pavillons. So entstand 1938 die Wandmalerei Orpheus und die Tiere, die eine von nur drei Arbeiten des Künstlers in dieser Technik darstellte. Leider wurde sie bei den schweren Bombenangriffen auf Chemnitz im März 1945 vollständig zerstört.

Die Ausstellung Otto Dix in Chemnitz widmet sich der Aufgabe, die Beziehungen des Künstlers zu Sammlern aus Chemnitz aufzuarbeiten und mit Leihgaben aus diesem Kontext sowie aus den ehemaligen privaten Chemnitzer Sammlungen anschaulich darzustellen. Das Wandbild aus dem Pavillon Fritz Nieschers wird soweit möglich rekonstruiert und in einer Rauminstallation im Oberlichtsaal des Museums Gunzenhauser begehbar gemacht. Zudem wird der Katalog zur Ausstellung Dix’ Beziehungen zu seinen Chemnitzer Mäzenen, seine Aufenthalte und die Ausstellungen seines Werks in der Stadt mit zahlreichen Dokumenten illustriert. Damit versteht sich das Projekt als Fortsetzung der Ausstellungen zu den Beziehungen von Edvard Munch, Max Klinger und Ernst Ludwig Kirchner zu Chemnitz, die die Kunstsammlungen Chemnitz seit 1999 veranstalteten.

Ergänzend werden historische Porträtfotografien präsentiert, die Otto Dix in bislang wenig bekannten Aufnahmen zeigen. Trau Deinen Augen. Otto Dix – Ein Fotoporträt wurde vom Förderverein des Otto Dix Hauses in Hemmenhofen zusammengestellt und wird parallel zur Ausstellung gezeigt.

 

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Donnerstag 15 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage 14 Uhr

VERANSTALTUNGEN

Sonntag, 13.11.2011
10.30 Uhr
Himmelsklöße – Ein verrücktes Stück für verrückte Menschen ab 8 Jahre

Otto und Martha Dix haben für ihre drei Kinder Nelly, Ursus und Jan mehrere Kinderbücher geschaffen. Martha verfasste die Texte, Otto entwarf die Bilder in Aquarelltechnik. Es entstanden wunderbare Kinderbücher, die in der Vergangenheit in Teilen auch veröffentlicht wurden. Auf dieser Grundlage kreiert die salonoper chemnitz erstmals ein Stück, das sich speziell an ein junges Publikum wendet – und an alle, die neugierig sind auf ein „verrücktes“ Stück. Himmelsklöße ist eine Produktion für die gesamte Familie und vermittelt Eindrücke aus dem Leben einer Künstlerfamilie in den 1920er und 1930er Jahren.
Eintritt: 10 Euro, erm. 8 Euro, Kinder frei

18 Uhr
Baby in der Bar. Eine Tanzgroteske von Wilhelm Grosz

Nach dem großen Erfolg von Baby in der Bar bei der ersten Aufführung im Juli 2009 führt die
salonoper chemnitz die Tanzgroteske am Eröffnungswochenende der Ausstellung „Otto Dix
in Chemnitz“ noch einmal auf und verwandelt das Foyer des Museums Gunzenhauser in
eine Bar der späten 1920er-Jahre. 1928 in Hannover uraufgeführt, handelt das Stück von
einem in einer Bar ausgesetzten Baby, das schlagartig wächst und von ersten Krabbelversuchen
über Verführungstänze bis zum Boxkampf die anwesenden Herren verunsichert.
Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro

Samstag, 26.11.2011, 9.30 – 18 Uhr
Die Landschaftsgemälde von Otto Dix
Öffentliches Symposium

Das Museum Gunzenhauser besitzt innerhalb seiner umfangreichen Dix-Sammlung einen der größten Bestände zu Otto Dix’ Landschaftsgemälden, die er in der Zeit seiner inneren Emigration während des Nationalsozialismus schuf. Anhand der zwölf im dritten Obergeschoss des Museums ausgestellten Gemälde aus den Jahren zwischen 1934 und 1944 lässt sich die malerische Entwicklung des Künstlers beispielhaft nachvollziehen. In der Vergangenheit wurden diese Gemälde sehr widersprüchlich besprochen und bewertet – ebenso wie auch das daran anschließende Spätwerk ab 1945. Das Symposium, zu dem ausgewiesene Dix-Kenner, Kunsthistoriker aus ganz Deutschland, eingeladen werden, soll sich intensiv mit Dix’ weniger bekanntem Werk der 1930er- und 1940er-Jahre beschäftigen und einen Beitrag leisten zur Erschließung dieses OEuvres.
Weitere Informationen finden Sie hier.

Samstag, 3.12.2011, 19 Uhr
Konzert zum 120. Geburtstag von Otto Dix
Jaroslava Péchocová, Flügel und Agnes Schindler, Moderation
Werke der Komponisten Paul Aron und Erwin Schulhoff aus dem Freundeskreis von Otto Dix

Am 7. April 1933 verloren die in Deutschland lebenden jüdischen Musiker ihre Anstellungen, über Nacht wurden sie erwerbslos. Ein Teil von ihnen entschied sich für den schweren, doch lebensrettenden Weg ins Exil. Zu den prominenten Exilanten gehörte der Dresdner Pianist Paul Aron (1886–1955). Wie kein anderer hat Aron als Pianist und Veranstalter der Reihe Neue Musik das Musikleben Dresdens in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren geprägt. Maler wie Conrad Felixmüller und Otto Dix porträtierten den Musiker.
Das Konzert soll an Dix’ Geburtstag die Verbindung der Künstler thematisieren und in Vortrag und Moderation von Agata Schindler aus Dresden den bemerkenswerten Komponisten Paul Aron vorstellen. Die Pianistin Jaroslava Péchocová wird u. a. die erst 2007 uraufgeführten Four Ostinatos von Aron spielen sowie Werke von Erwin Schulhoff, darunter dessen Zehn Klavierstücke op. 30, für deren Edition Dix’ Freund Otto Griebel 1919 lyrisch-abstrakte Farblithografien schuf.
Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro

Freitag, 17.2.2012, 18.30 Uhr
Otto Dix und das „Dritte Reich“
Vortrag von Prof. Dr. Olaf Peters
Eintritt: 3 Euro, erm. 2 Euro

Samstag, 10.3.2012, 19 Uhr
Filmabend OTTO DIX
Vorführung historischer Filmaufnahmen, sowie des Films Dix fois Dix
Eintritt: 8 Euro, erm. 5 Euro

Samstag, 24.3.2012, 19 Uhr
GETROFFEN? Eine Dix-Revue in Farbe, Wort und Musik
ensemble diX, Gera
Eintritt: 15 Euro, erm. 10 Euro

Samstag, 14.4.2012, 19 Uhr
Finissage: Mythos Orpheus
Musik und Literatur zum Mythos um Orpheus und Euridyke
Eintritt: 10 Euro, erm. 8 Euro