Aktuality
20. října 2022

European Realities. Realismusbewegungen der 1920er und 1930er Jahre in Europa. Symposium im Museum Gunzenhauser

Otto Dix (1891–1969), Rothaarige Frau (Damenporträt), 1931, Mischtechnik auf Leinwand auf Tischlerplatte, 60,8 x 36,6 cm, Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser, Eigentum der Stiftung Gunzenhauser, Chemnitz, Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/PUNCTUM/Bertram Kober © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Omlouváme se, tato položka je k dispozici pouze v DE a Angličtina (Usa).

European Realities
Realismusbewegungen der 1920er und 1930er Jahre in Europa

Symposium im Museum Gunzenhauser, Chemnitz
22.– 23. März 2023

European Realities widmet sich mit Fokus auf die Malerei den vielfältigen europäischen Realismusbewegungen, die in den 1920er und 1930er Jahren nahezu überall in Europa sichtbar sind. European Realities erzählt dabei von Armut, Hunger und Elend, von der Modernisierung der Industrie, berichtet über den wirtschaftlichen Aufschwung und von kultureller Blüte, von wissenschaftlichem und technischem Fortschritt, von Großstadt und Nachtleben, Emanzipation und Diversität. Noch nie zuvor ist diese europäische Kunstepoche in einem solchen Umfang diskutiert worden. Neben den bekannten Strömungen in Italien, Frankreich, Deutschland und USA, welche die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen prägen, widmet sich European Realities gerade auch Künstler: innen in nord-, ost- und südosteuropäischen Ländern, die in ihren Werken den Zeitgeist der 1920er und 1930er Jahre eindrucksvoll einfangen. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die europäischen Verbreitungswege der realistischen Strömungen gelegt: die Zirkulation von Ideen und innereuropäische Künstler:innennetzwerke.

Für die Hinwendung zu einer realistischen Kunst sind die Erschütterungen durch den Ersten Weltkrieg entscheidend. Der Krieg traumatisiert Europa und vernichtet große Imperien. In der Kunst bannt man die Wirklichkeit in gegenwartsnahe und gegenstandsbetonte Bilder. Es tauchen realistische Strömungen auf, die sich bis in die 1930er Jahre halten, als sich die politische Situation infolge der Etablierung totalitärer Regime verschärft. Die europäischen Realismusbewegungen sind jedoch keine oberflächliche Reaktion auf den zeitgenössischen Geschmack. Vielmehr findet hier eine aus den Fugen geratene Welt ihren künstlerischen Ausdruck. Die politischen und gesellschaftlichen Antagonismen der Zwischenkriegszeit spiegeln sich in den künstlerischen Haltungen wider. Im Allgemeinen werden die Realismen dieser Zeit zwei verschiedenen Strömungen zugeordnet, dem sogenannten linken und rechten Flügel, den Veristen und Klassizisten. Die einen wenden sich einer kritisch realistischen Kunst zu, prangern mit objektiver Nüchternheit soziale Missstände an und registrieren als Seismografen der bestehenden Verhältnisse neben dem Glanz der Epoche auch ihre Schattenseiten. Die anderen hingegen hängen einer konservativen Malerei an, changierend zwischen Melancholie und Idylle, Zivilisationsmüdigkeit und Fortschrittspathos, äußern sie mit monumentaler Klassizität ein eher skeptisches und distanziertes Verhältnis zur modernen Welt. Gemeinsam ist den Bewegungen in Europa das Verlangen nach einer Rückkehr zu einer Kunst, die hinter der Abbildung von Wirklichkeit die existenziellen Ängste und die gefährdeten Ideale des 20. Jahrhunderts sichtbar macht.

Chemnitz wird 2025 Kulturhauptstadt Europas. In diesem Rahmen widmen wir uns European Realities – den europäischen Realismusbewegungen. Vom 22. bis 23. März 2023 findet ein internationales Symposium statt, mit dem wir die europäische Forschung zu den jeweiligen nationalen Realismusbewegungen in der bildenden Kunst zusammenbringen möchten.

Das Symposium wird in deutscher und englischer Sprache abgehalten.
Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 17. März 2023 unter: gunzenhauser@stadt-chemnitz.de.

Konzeption und Kontakt European Realities
Anja Richter
anja.richter@stadt-chemnitz.de

 

PROGRAMM (>>> als PDF)
22. März 2023
Überblick Realismusbewegungen in Europa

8:30
Ankunft und Registrierung

9:00
Begrüßung
Prof. Dr. Frédéric Bußmann, Kunstsammlungen Chemnitz

Einführung
Anja Richter, Kunstsammlungen Chemnitz Museum Gunzenhauser

9:20
Prof. Dr. Rainer Stamm, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg (DE)
Der Expressionismus ist tot – Es lebe der Realismus! Die Proklamationen des Endes des Expressionismus im Jahr 1920 als Ausgangspunkt einer neuen Stilwende

10:00
Ana Redondo Plaza, Complutense University of Madrid (ES)
Die ›Realisten‹ des Quattrocento: Ästhetik und Politik in Italien und Frankreich (1926–1936)

10:40
Kaffeepause

11:00
Prof. Dr. Lovorka Magaš Bilandžić, University of Zagreb (HR)
Dr. Petar Prelog, Institute of Art History, Zagreb (HR)
Vom Magischen Realismus zur sozial engagierten Kunst. Kroatische Malerei der 1920er und 1930er Jahre

11:40
Susana Dolores Puente Matos, University of Amsterdam (NL)
»Das ist keine Kunst!«: Der niederländische Magische Realismus und seine Abgrenzung zu den Berliner Veristen

12:20
Prof. Dr. Eduards Kļaviņš, Art Academy of Latvia, Riga (LV)
Entwicklung zur stärkeren figurativen Darstellung: Der ›Neue Realismus‹ der lettischen Moderne in den 1920er und 1930er Jahren. Sein sozialer und politischer Kontext

13:00
Mittagspause

14:00
Miha Colner, Galerija Božidar Jakac – Museum of Modern and Contemporary Art, Kostanjevica na Krki (SI)
Randerscheinungen des sozialen Realismus: Fallstudie Jugoslawien in den 1930er Jahren

14:45
Dr. Neda Tsvetanova Zhivkova, Sofia City Art Gallery (BG)
Einflüsse der Neuen Sachlichkeit in der bulgarischen Kunst in den 1930er und 1940er Jahren

15:25
Dr. András Zwickl, Museum of Fine Arts – Hungarian National Gallery, Budapest (HU)
Vom Neoklassizismus zur Neuen Sachlichkeit. Realismen in Ungarn

16:05
Kaffeepause

16:25
Dr. Katarzyna Nowakowska-Sito, The Warsaw Ghetto Museum (PL)
Neuer Klassizismus in der polnischen Kunst zwischen den beiden Kriegen: Ursprünge und Bezüge

17:05
Dr. Chloë Théault, Regional Office of Cultural Affairs in Occitania / French Ministry of culture, Toulouse (FR)
Subjekt versus Objekt: über die Schwierigkeit des Seins. Britische realistische Malerei in den 1920er und 1930er Jahren

 

23. März 2023
Fallbeispiele Realismusbewegungen in Europa

8:45
Ankunft und Registrierung

9:05
Einführung
Anja Richter, Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser

9:20
Dr. Przemysław Strożek, Archiv der Avantgarden – Staatliche Kunstsammlungen Dresden (DE)
Auf dem Weg zum sportlichen Realismus in der Malerei. Der olympische Kunstwettbewerb in Amsterdam 1928

 10:00
Julia Dijkstra, Museum MORE, Gorssel (NL)
Leben und Werk des niederländischen ›Magischen Realisten‹ Carel Willink

10:40
Kaffeepause

11:00
Dr. Anna Habánová, University of Liberec (CZ)
Erwin Müller und Paul Gebauer. Zwei Beispiele der Neuen Sachlichkeit aus der Tschechoslowakei

11:40
Christian Drobe, Masaryk University, Brno (CZ)
Ernst Neuschul und die Entwicklung der proletarischen Kunst in Mittel- und Osteuropa

12:20
Ivana Hanaček, University of Zadar (HR)
Spuren der Arbeit im Kroatien der Zwischenkriegszeit: Die Darstellung des arbeitenden Körpers im kritischen Realismus der Künstlervereinigung »Zemlja«

13:00
Mittagspause

14:00
Elena Voronovich, Moscow (RU)
Der Neorealismus der Gesellschaft der Staffeleimaler (OST) und die europäischen Realismusbewegungen in den 1920er und 1930er Jahren

14:45
Prof. Dr. Martina Pachmanová, Academy of Arts, Architecture and Design in Prague (CZ)
Dunkle Fantasien (einiger) Realistinnen: Vom Lustmord zur weiblichen Wut

15:25
Kaffeepause

15:40
Dr. Michal Goldschmidt, Tate, London (UK)
»In Englands grünem und schönem Land«? Die politische Dimension von David Bombergs Gemälden von Jerusalem

16:20
Dr. Anna Manicka, National Gallery Warsaw (PL)
Berliner Luft und Bronisław Wojciech Linke, der Apostat

 

 

 

Mit Unterstützung von: