Schloßbergmuseum
4. Okt 2012 – 20. Jan 2013

Des Himmels Fundgrube

Des Himmels Fundgrube
Chemnitz und das sächsisch-böhmische Gebirge im 15. Jahrhundert. Schulen, Kunst und Kirchenschätze

Das Schloßbergmuseum setzt die Reihe seiner Epochenausstellungen fort. Nach den Inhalten der Vorläuferausstellungen – Renaissance-Humanismus, 30-jährigem Krieg und sächsischem Retablissement – stellt das aktuelle Projekt ein Jahrhundert vor, das hinsichtlich seiner Wahrnehmung in der Gegenwart von einem enormen Widerspruch geprägt ist: Einerseits sind da die architektonischen und künstlerischen Glanzleistungen jener Epoche, die allgemeine Bewunderung erfahren. Andererseits aber ist nur wenig mehr im öffentlichen Bewusstsein vorhanden: der Ausklang des Mittelalters in der Stadt Chemnitz und ihrem Umland ist durchaus und zu Recht als „weißer Fleck“ in der historischen Wahrnehmung zu bezeichnen. Hier setzen die Kolloquien, die Ausstellung, die umfangreiche Publikation und die Begleitveranstaltungen an. Über 40 renommierte Wissenschaftler – Historiker, Museologen, Archivare, Kunsthistoriker, Theologen und Philosophen – aus der Bundesrepublik, aus Tschechien und aus Frankreich haben im Rahmen des Projektes Des Himmels Fundgrube mit ihren Arbeiten dazu beigetragen, ein Jahrhundert wieder lebendig werden zu lassen, das zwischen Angst und Bedrohung, Pracht und Optimismus oszillierte: Als die städtische Hauptkirche 1412 ihren prächtigen gotischen Chor erhielt, schien das den Menschen der Stadt Chemnitz ein gutes Zeichen zu sein. Doch dem verheißungsvollen Jahrhundertanfang folgten zunächst bittere Jahre. Das Land sah die Bedrohung durch die „Böhmischen Ketzer“, die Hussiten. Es erlitt den verheerenden sächsischen Bruderkrieg, der von 1446 bis 1451 um die wettinischen Herrschaftsgebiete zwischen den Brüdern Herzog Wilhelm III. und Kurfürst Friedrich II. von Sachsen geführt wurde, mit dem berühmten Prinzenraub als Nachspiel. Dank landesherrlicher Privilegien jedoch, vor allem aber durch die erzgebirgischen reichen Silberfunde erlebte die Stadt eine bemerkenswerte ökonomische und kulturelle Blüte, die zum Ende des Jahrhunderts hin ihren Niederschlag in Architektur, Bildungswesen oder Kunstproduktion fand. Sichtbaren Ausdruck fand dies in Chemnitz in der Errichtung von Gewandhaus und erstem steinernen Rathausbau, im Neubau der Städtischen Lateinschule, sowie den prächtigen Kirchenausstattungen, von denen etwa das Chemnitzer Heilige Grab im Schloßbergmuseum noch heute Zeugnis ablegt. Als wirtschaftlich starke Kommune in sächsischen Landen wurde Chemnitz von einer Vielzahl außen- und innenpolitischer Ereignisse berührt, wie etwa von der Leipziger Teilung, den diplomatische Verhandlungen der Wettiner mit den französischen oder burgundischen Herrscherhäusern, von den Vorboten der Reformation und von sozialen Spannungen, oder von der Grenzproblematik zum benachbarten Böhmen. Nicht nur die Stadt selbst, auch die alte benediktinische Reichsabtei zu Chemnitz profitierte von diesen Ereignissen: Der alte Klosterbau entwickelte sich unter der Führung mächtiger wie gebildeter Äbte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zu einem prachtvollen architektonischen Ensemble mit reichen Beständen religiöser Kunst und einer bemerkenswerten Bibliothek

25 Leihgeber aus der Bundesrepublik und Tschechien haben ihre Objekte für die Ausstellung zur Verfügung gestellt und ergänzen damit die Exponate aus den Sammlungen des Schloßbergmuseums. Insgesamt werden rund 150 Ausstellungsobjekte aus dem 15. Jahrhundert zu sehen sein: Dicke Folianten mit filigranen Miniaturen, prächtiges Altargerät und martialische Waffen kontrastieren mit ehrwürdigen siegelbehafteten Pergamenturkunden, mit den anrührenden Kleidern der im sächsischen Prinzenraub entführten Kurfürstensöhne oder mit den Gebrauchsgegenständen der einfachen Chemnitzer Stadtbevölkerung. Im Zusammenspiel mit den ständigen Ausstellungen Gotische Skulptur in Sachsen und Bildersaal Chemnitzer Geschichte visualisieren die Ausstellung und die begleitende Publikation Lebensweisen und Mentalitäten der Menschen in der Stadt und ihrem Umland. Begleitet wird die Ausstellung von einer Vielzahl an Veranstaltungen, deren Spektrum von Spezialführungen bis hin zum Abschlusskolloquium reicht.

FÜHRUNGEN
jeweils Dienstag, 16 Uhr
Kunst im Visier spezial – Halbstündige Bildbetrachtung zu einem Werk in der Ausstellung Des
Himmels Fundgrube
mit Sitzgelegenheit

PRESSE

Presseinformation DES HIMMELS FUNDGRUBE deutsch DOWNLOAD