Schloßbergmuseum
6. Dez 2015 – 10. Jan 2016

Weihnacht im Erzgebirge

Weihnacht im Erzgebirge
Erlesenes aus einer Chemnitzer Privatsammlung

Ausstellungseröffnung: Sonntag, 6. Dezember 2015, 11 Uhr

Das Schloßbergmuseum der Kunstsammlungen Chemnitz zeigt vom 6. Dezember 2015 bis zum 10. Januar 2016 erlesene Stücke weihnachtlicher Handwerkskunst aus dem Erzgebirge. Zu sehen sind traditionelle Pyramiden, Nussknacker, Lichter tragende Figuren, Räuchermänner und vieles mehr. Sie stammen aus dem Besitz eines Chemnitzer Privatsammlers.

Vor 100 Jahren war es im Erzgebirge vielerorts üblich, zur Weihnachtszeit die Wohnzimmer für das anstehende Fest aufwendig zu schmücken. In einer Zimmerecke oder auch entlang einer ganzen Wand wurde der familieneigene Weihnachtsberg aufgebaut, auf dem biblische Szenen in heimatlicher oder orientalischer Landschaft zu sehen waren. Bisweilen kamen bäuerliche und bergmännische Dar-
stellungen hinzu. Die Erzgebirger statteten den Berg mit zahlreichen geschnitzten, gedrechselten oder aus Papiermaschee gedrückten Figuren aus. Eine ausgeklügelte Mechanik, die durch ein verborgenes, an großen Gewichten gehendes Uhrwerk angetrieben wurde, bewegte die Szenerie gelegentlich. War der Weihnachtsberg mit solch einem Antrieb versehen, war es möglich, damit gleichzeitig einen an der Decke hängenden Laufleuchter oder eine Pyramide anzutreiben, vielleicht auch einen Engel zu bewegen, der von oben herabschwebend, den Hirten die Geburt Christi verkündete.

Das Licht zahlreicher Kerzen oder Rüböl-Lampen illuminierte die Stube. Drehleuchter und Pyramiden ohne mechanischen Antrieb bewegten sich durch die warme Luft, die von den Flammen aufstieg. Auf Fensterbrettern, Kommoden und Tischen standen Lichter tragende Figuren. Neben Engeln und Bergleuten waren das, vor allem im Raum um Annaberg-Buchholz, Türken in mannigfaltiger Ausführung. Darstellung fanden auch Bauern mit Tragekorb, Essenkehrer mit Leiter und Aschesack oder Feuerwehrleute mit Helm und Uniform. Geschnitzte und gedrechselte Soldaten erinnerten ihre Besitzer an die abgeleistete Militärzeit. Zu den Lichterfiguren gesellten sich Räuchermänner und Nussknacker. Auch hierbei gab es die unterschiedlichsten Typen: Jäger, Eisenbahner, Seeleute, Soldaten und Polizisten, Harlekine, Rastelbinder, Orientalen und Könige.

Die Erzgebirger stellten ihre Weihnachtsberge, Pyramiden und Hängeleuchter oft selbst her. Bei der Gestaltung orientierten sie sich einerseits an den Arbeiten von Nachbarn und Verwandten, andererseits galt es, nach Möglichkeit, ein eigenes und somit ganz besonderes Stück zu schaffen. Manche Erzgebirger schnitzten für das familiäre Weihnachtsfest besonders ausgefallene Lichter tragende Figuren. Weniger Geschickte konnten sich ihre Weihnachtsfiguren bei den damals in vielen Erzgebirgsorten ansässigen „Männelmachern“ kaufen. Erst im 20. Jahrhundert verlagerte sich die Produktion gedrechselter Weihnachtsfiguren mehr und mehr in den „Spielzeugwinkel“ rund um den Ort Seiffen.

Die eindrucksvollen Zeugnisse der alten Erzgebirgsweihnacht sind heute selten geworden. Seit einiger Zeit erfreuen sie sich aber wieder größerer Aufmerksamkeit. Neben den Beständen der Museen in Annaberg-Buchholz, Dresden, Schneeberg oder Seiffen entstanden in letzter Zeit beachtliche private Sammlungen.