Dekoloniale Ökologie: Spuren des Kolonialismus in den Landschaften von Namibia und der Stadt Chemnitz. Mit Mark Mushiva und Stephan Schurig
Sonntag, 15.09.2024, 15-18 Uhr
Hartmannfabrik, Fabrikstraße 11, 09111 Chemnitz
Die Landschaft und ihre Vegetation erscheinen nur auf den ersten Blick natürlich, während sie in der Realität von Macht und Gewalt geprägt sind. Das Land Hornkranz im heutigen Namibia, ehemals eine deutsche Kolonie, wurde durch den Angriff der Schutztruppe 1893 zerstört. Aber auch die kolonialen Verstrickungen von Chemnitz, seinen Bürger:innen und Industriellen werden unsichtbar gemacht, während ihre Spuren in der Stadt weiterleben. Dieser Workshop lädt dazu ein, gemeinsam über die Auswirkungen von Kolonialismus und Umweltzerstörung nachzudenken, wobei die Bedeutung eines dekolonialen ökologischen Denkens für neue Formen des Umweltbewusstseins betont wird. Die Teilnehmer:innen werden durch eine Analyse geführt, wie die deutschen kolonialen Systeme der Extraktion, Landkontrolle und kulturellen Beherrschung, die in den späten 1800er Jahren begannen, zum Verlust der biologischen Vielfalt und zu ökologischen Störungen im heutigen Namibia beitrugen und gleichzeitig die parallele Kolonialgeschichte von Chemnitz reflektieren. Während des Workshops werden theoretische und technologische Werkzeuge vorgestellt, die bei der Rekonstruktion der Untersuchung von Hornkranz durch Forensic Architecture, die derzeit als Ausstellung in Chemnitz zu sehen ist, hilfreich waren. Durch das Aufsuchen der Orte und Spuren während eines Spaziergangs durch die Stadt werden wir die Beteiligung und Komplizenschaft von Chemnitz am Kolonialismus des Deutschen Reiches aufzeigen.
Mushiva ist ein in Berlin lebender namibischer multidisziplinärer Technologieforscher und Künstler, der in seiner Arbeit Technologie als neues Werkzeug für radikales schwarzes Denken einsetzt. Mushiva arbeitet derzeit als Computational Researcher bei der investigativen Agentur Forensis / Forensic Architecture, wo er die Auswirkungen des Kolonialismus auf ökologische Faktoren mithilfe von Fernerkundungsinstrumenten untersucht.
Stephan Schurig ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische Migrationsforschung an der Technischen Universität Chemnitz. In seiner Promotion beschäftigt er sich mit den (Un-)Sichtbarkeiten kolonialer Verflechtungen der Stadt Chemnitz. Er ist Mitglied des Netzwerks ‚Sachsen postkolonial‘ und hat bereits mit Studierendengruppen und experimentellen räumlichen Kartierungsmethoden zu diesem Thema gearbeitet.
Der Workshop und der Spaziergang werden in englischer Sprache stattfinden. Eine deutsche Übersetzung kann bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden.
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