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13. June 2025

KOSMOS im Schloßbergmuseum

In der aktuellen Ausstellung Die neue Stadt. Chemnitz als Karl-Marx-Stadt zeigt das Schloßbergmuseum Teile der Leuchtschrift an der Fassade der früheren Tanzbar Kosmos.

Zur ersten Phase der Neubebauung des Karl-Marx-Städter Zentrums zwischen 1961 und 1965 gehörte der Rosenhof, ein Wohn-, Einkaufs- und Freizeitareal, das im Bereich des kriegszerstörten Holz-und Rossmarktviertels errichtet wurde. Der mit Rosenbeeten, Springbrunnen und Sitzgelegenheiten als Fußgängerzone gestaltete Hof wurde von Großplatten-Wohnhäusern und Pavillons mit Geschäften und Gastronomie umschlossen. Dazu gehörte auch die am 1. Dezember 1964 eröffnete Tanzbar Kosmos.

Das Weltall als Namensgeber für neu und modern gebaute Kultur- und Freizeitstätten, wie Kinos, Eiscafes oder Tanzlokale war eine typische Erscheinung der 1960er Jahre in der gesamten DDR und hatte seine Ursache in der gesellschaftlichen Rolle, die das Thema »Kosmos« zu dieser Zeit spielte. Befördert wurde dies durch Erfolge der Sowjetunion, die mit dem ersten künstlichen Erdsatteliten Sputnik (1959) und dem Flug Gagarins (1961) im Systemwettbewerb mit dem Westen eine Zeit lang die Nase vorn hatte. Doch auch jenseits des eisernen Vorhangs spielte das Thema »Kosmos« eine modische Rolle, was seinen Ausdruck u.a. in beliebten Fernsehserien wie Raumschiff Enterprise oder Raumschiff Orion, fand.

Der Schriftzug Tanzbar Kosmos bestand wechselnd aus blauen und violetten Leuchtbuchstaben und zog sich oberhalb der Erdgeschosszone als Band über die Fassade. Im Dunkeln leuchtete die Schrift nicht immer vollständig, da es immer wieder zum Ausfall einzelner Buchstaben oder ganzer Wörter durch technische Störungen oder Vandalismus kam.

Die Tanzgaststätte bestand bis Anfang der 1990er Jahre, später stand das Gebäude zeitweise leer. Im Rahmen der umfassenden Sanierung des Rosenhofs wurde das Gebäude Ende der 1990er Jahre umgebaut und die Fassade verändert. Im Vorfeld gelang es dem Schloßbergmuseum, erhaltene Teile der Leuchtbeschriftung für die stadthistorischen Sammlungen zu sichern und funktionsfähig wieder herzustellen.

Zwischen 2013 und 2023 nutzte die Tanzschule Köhler-Schimmel Räumlichkeiten der früheren Tanzbar. Für die Dekoration stellte das Schloßbergmuseum die Leuchtschrift als Leihgabe zur Verfügung, sodass diese für einige Zeit wieder am originalen Standort leuchtete.
In der derzeitigen Ausstellung des Schloßbergmuseums ist ein Teil der Schrift im Abschnitt zur Bebauung des Stadtzentrums zwischen 1961 und 1974 zu sehen. In der Ausstellung erinnern noch weitere Exponate, wie eine Gagarin-Büste, Bücher und Filmprogramme an das »kosmische Zeitalter«der 1960er Jahre.