Kunstsammlungen am Theaterplatz
17 Nov 2019 – 3 Fév 2020

Steffen Volmer

Steffen Volmer, Das Bündel, 2019, Zeichnung, 50 x 35 cm, im Besitz des Künstlers, Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Lászlo Tóth © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Steffen Volmer
PASSION

Das Medium der Zeichnung spielt in der ersten Einzelausstellung von Steffen Volmer in den Kunstsammlungen Chemnitz eine zentrale Rolle. Steffen Volmer arbeitet passioniert an der »horizonterweiternden« Veränderung des Begriffs Zeichnung: Er verwendet Bildträger wie Papier, Stoff, Pappen, Leinwand oder Acrylglas und nutzt experimentierfreudig neben traditionellen Stiften und Pinseln zum Zeichnen Chemigrafenlack, Notentinte, Tee, Pigmente und Terpentin. In den Ausstellungsräumen vereinen sich die Zeichnungen zu einem großen Künstlertagebuch der letzten 25 Jahre.

Weitertragen-ÜberTRAGEN ist der Titel der mehr als vier Meter langen Figur auf Transparentpapier, die am Fenster der VOXXX-Galerie auf dem Chemnitzer Kaßberg hing. Mit ihrem Entstehungsjahr 1995 bildet sie den zeitlichen Auftakt der Ausstellung. Der Künstler lässt uns teilhaben an Stimmungen, Sehnsüchten, Zweifeln, Ängsten, Hoffnungen und Enttäuschungen, ohne direkte Antworten zu geben auf seinen Fragenkatalog: der sinnerfüllten Existenz, dem Verhältnis von Innen- und Außenwelt, dem menschlichen Miteinander. Realistisches wird mit verstörenden Details in surreale Situationen gebracht. Geheimnisvolle Symbole und Zeichen treffen auf eine zeitlose Wirklichkeit. Scheinbar solide gebaute Architektur ist für Menschen unerreichbar; Köpfe verraten die Anspannung des Gedankendickichts im Inneren und tragen oft selbstbildnishafte Züge. Zwei große Kartonagen werden sich erst nach der Eröffnung der Ausstellung Linie um Linie, Schicht um Schicht und Detail um Detail zum Bild formen. Der Ausstellungsraum ist ein Atelier auf Zeit.

Volmers Künstlerbücher bilden als eigenständige Kunstgattung einen Mittelpunkt der Ausstellung. Seine Wort-Bild-Inszenierungen spiegeln die Begeisterung des Künstlers zum Büchermachen. Die Präsentation der Unikatbücher Tragen (1996), Unruhe (2000), Passage (2005) und Zentrale (2015) steht vor dem Dilemma, dass die Werke mit ihrer exzellenten Materialität einerseits zum Blättern einladen und andererseits den Schutz der Vitrine benötigen. Der Künstler löst diese Misslichkeit mit einer Rauminstallation: Drei Wände sind als überdimensionale »Bücher« mit reproduzierten Seiten der gedruckten Ausgaben tapeziert, die parallel zu den Unikatbüchern erschienen sind.

Ebenfalls ausgestellt sind Plakatunikate für Theateraufführungen und Ausstellungen, die Volmers große Freude an der Kombination von Gestaltung, Typografie und dem Zeichnen erlebbar machen.

Gezeigt werden Leihgaben des Künstlers sowie Leihgaben aus der Sammlung der Stiftung WRT Dr. Weckerle, aus der Galerie Barthel + Tetzner, Berlin, und von Leihgeberinnen und Leihgebern, die ungenannt bleiben möchten.

Der Katalog zur Ausstellung enthält Texte von Manfred Jendryschik und Karl-Hans Möller sowie Fotografien von Bertram Kober, die im Verlauf der Ausstellung entstanden sind.

 

Steffen Volmer – Biografie

1955            Geboren in Dresden.

1976 – 1981   Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Fachklasse für Angewandte und Experimentelle Kunst bei Prof. Heinz Wagner und Hartwig Ebersbach. Unter dem Einfluss von Horst Arloth (Lithografie) und Karl Krug (Radierung) ab 1977 intensive Beschäftigung mit der Druckgrafik.

1981             Diplom, Beginn der Arbeit als freiberuflicher Künstler. Steffen Volmer begreift sich als »Grenzen-Überschreiter« zwischen Zeichnung, Grafik und Malerei. Das Thema Künstlerbuch gewinnt an Bedeutung.

1982 – 1984  Meisterschüler bei Prof. Gerhard Kettner an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

1985            Erstes originalgrafisches Künstlerbuch Bootsfahrt mit eigenen Texten. In loser Folge erscheinen nun Bücher und Hefte im Eigenverlag, später in Zusammenarbeit mit der burgart-presse Jens Henkel, Rudolstadt.

1996            Auszeichnung der Stiftung Buchkunst für das Unikatbuch TRAGEN.

2000           Erstmals entstehen Acrylglaszeichnungen und -objekte.

Lebt und arbeitet in Chemnitz.

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Galerie

Steffen Volmer, Das Bündel, 2019, Zeichnung, 50 x 35 cm, im Besitz des Künstlers, Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Lászlo Tóth © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Steffen Volmer
Das Bündel, 2019