Ägyptische Textilien spätantiker und frühislamischer Zeit
Die Kunstsammlungen Chemnitz präsentieren Fragmente spätantiker und frühislamischer Bekleidung und Einrichtungstextilien aus dem Bestand der Kunstsammlungen Chemnitz. Die im 4. bis 9. Jahrhundert entstandenen Stoffe wurden vor allem in Gräbern Oberägyptens gefunden.
Der Bestand der Kunstsammlungen Chemnitz umfasst etwa 600 Stofffragmente der nachpharaonischen Zeit, die 1909 als Schenkung des Chemnitzer Industriellen Hans Vogel in die Sammlung kamen. Vogel war Mitglied einer der bedeutendsten Unternehmerfamilien der Stadt, die die Kunstsammlungen Chemnitz seit Beginn an unterstützte und der das Museum eine Reihe wertvoller Schenkungen verdankt.
Das Spektrum der Exponate reicht von Wandbehängen über Decken, Vorhänge und Kissenhüllen bis hin zu Zierelementen von Kleidungsstücken wie hemdartigen Tuniken, Tüchern und Umhängen. Die Besonderheit der Chemnitzer Sammlung liegt in der Bandbreite der Ornamentik, des Bildprogramms und der Farben, in der Qualität ihrer technischen Ausführung und in der Vielzahl der in Wirkereitechnik, Broschierung und Lancierung nach Seidengeweben gefertigten Stoffe. Die Fragmente lassen sich untergliedern nach der Herstellungsweise und der Webtechnik, nach der Farbgestaltung (zwei- und mehrfarbige Gewebereste, darunter ornamentale Purpurwirkereien mit geometrischen Mustern und Buntwirkereien mit figürlichen, pflanzlichen und abstrakten Motiven), nach formalen Aspekten (Fragmente mit rechteckigen Zierfeldern, mit in Medaillon eingefassten Motiven oder mit losen Flächendekoren, wie Streumusterdekoren) und nach inhaltlichen Punkten des Bildprogramms (Ikonografie der klassischen Antike, persisch-sassanidisches Formengut oder Beeinflussung durch die christliche Tradition).
Die Kulturstiftung des Bundes unterstützte die aufwendige wissenschaftliche Bearbeitung und Untersuchung des Bestandes der empfindlichen sogenannten koptischen Stoffe. Im Rahmen des Förderprogrammes Fellowship Internationales Museum wurde die aus Rumänien stammende Wissenschaftlerin Bianca Tudor-Vinther gewonnen, die diesen spezifischen Textilbestand untersuchte und kunsthistorisch einordnete. Im Mittelpunkt stand die vergleichende Aufarbeitung und das Prüfen der Zusammengehörigkeit der einzelnen Fragmente mit den Objekten anderer Sammlungen dieser Art, wie dem Museum Kunstpalast in Düsseldorf, dem Museum für Byzantinische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin und dem Stadtmuseum Simeonstift Trier. Eine Restauratorin führte zuvor Gewebe- und Faseranalysen des Chemnitzer Bestandes durch.
Der zur Ausstellung erscheinende Bestandskatalog, der alle Ergebnisse der wissenschaftlichen Bearbeitung, eine Einführung in die Thematik und einen Beitrag zur Geschichte der Chemnitzer Sammlung enthält, umfasst 305 Seiten mit 360 farbigen Abbildungen.
FÜHRUNGEN
Donnerstag 12 Uhr | Samstag 16 Uhr | Sonntag/Feiertag 12 Uhr
VORTRAG
Donnerstag, 17. Mai 2018, 18 Uhr, Eintritt: 3 Euro
Stil am Nil – Kleidung im spätantiken Ägypten
Dr. Cäcilia Fluck und Kathrin Mälck | Berlin
Die Koptologin Cäcilia Fluck präsentiert in ihrem Vortrag mit der Textilrestauratorin Kathrin Mälck eine Auswahl spätantiker Kleidungsstücke und Accessoires aus dem Bestand des Museums für Byzantinische Kunst in Berlin. Wo und durch wen wurden sie gefunden? Wie kamen sie nach Berlin? Wie wurden sie hergestellt? Mit welchen Mustern und Motiven waren sie verziert? Für wen waren sie bestimmt? Anhand von Nachbildungen beantworten die Referentinnen diese Fragen und erläutern die Trageweise der Kleidung.
Gefördert im Programm Fellowship Internationales Museum der