Ein Zentrum für Gegenwart?
Präsentation der Studierendenentwürfe der TU Dresden für einen Erweiterungsbau der Kunstsammlungen Chemnitz
Im Sommersemester 2021 haben 14 Studierende der Architekturfakultät der TU Dresden unter der Leitung von Prof. Michael Vaerst und Fabian Zens sich der Aufgabe angenommen, einen Erweiterungsbau für die Kunstsammlungen Chemnitz zu planen und das heute brachliegende innerstädtische Areal zwischen Kunstsammlungen und sog. Parteisäge städtebaulich zu entwickeln. Die Kunstsammlungen spielen zusammen mit den Theatern Chemnitz die wichtigste Rolle in diesem für die künftige Entwicklung der Stadt Chemnitz so zentralen Areal, das heute als Parkplatz dient und das in einer Großstadt einmalige Potential in sich trägt, komplett neu erfunden zu werden. Das geplante Kulturquartier wird die Innenstadt mit dem Brühl und der Universitätsbibliothek in der Aktienspinnerei sowie dem angrenzenden Bahnhof verbinden. Geplant ist eine Belebung des verwahrlosten Innenstadtareals unter ökologischen Bedingungen, attraktiv für Kunst- und Kulturinteressierte ebenso wie die Wirtschaft und das tägliche Leben. Damit einhergehend soll auch die Straße der Nationen aufgewertet werden.
Im Herzen dieses Kulturquartiers Chemnitz stehen die Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz. Das 1909 errichtete Gebäude des König-Albert-Museums war ursprünglich für eine Vielzahl von unterschiedlichen Vereinen wie dem Kunstverein Kunsthütte zu Chemnitz, der Vorbildersammlung, dem stadtgeschichtlichen oder dem naturgeschichtlichen Verein konzipiert worden. Entsprechend sind die Räume von einer besonderen Schönheit, die aber nicht immer den Bedürfnissen eines heutigen Museums in allen Belangen entspricht und deren Kapazitäten etwa im Bereich der Sonderausstellungen oder der Magazine nicht mehr ausreichend ist. Ein Erweiterungsbau soll über 100 Jahre nach Gründung des Museums den Anforderungen eines zeitgenössischen Museumsbetriebs gerecht werden und die Attraktivität des Ortes durch einladende Kultur- und Konsumangebote steigern. Eine öffentlich zugängliche Bibliothek, helle Vermittlungsräume und Werkstätten für Kinder und Schulklassen, ein Shop mit einem kunst- und kulturhistorischen Fachangebot, aber vor allem auch ein Restaurant und Café, das für die Bewohner des Viertels und die Besucher eine hohe Aufenthaltsqualität schafft, sind ebenso Teil der Planungen wie helle und große, gut klimatisierte und dem Stand der Technik entsprechende Sonderausstellungsflächen und ausreichend Magazinflächen für die nächsten Jahrzehnte. Ein nachhaltiger Umgang mit dem Thema Ressourcen, Energie und Klima soll Leitlinie der Planungen sein. Zugleich soll das Gebäude ästhetisch als Landmarke weit über die Stadt ausstrahlen und in der Tradition des bedeutenden architektonischen Erbes in der Stadt wie der Villa Esche von Henry van de Velde oder dem Kaufhaus Schocken von Erich Mendelsohn den Anspruch der Stadt Chemnitz, als Kulturhauptstadt europäischen Ranges zu sein, unterstreichen.
Die Studierenden standen also vor einer doppelten Herausforderung im Kurs Entwerfen und Konstruieren II: sowohl den städtebaulichen Kontext nicht nur zu berücksichtigen, sondern mit zu gestalten als auch das Gebäude selbst zu entwerfen. Es sind ganz unterschiedliche Ideen und Ansätze herausgekommen, die für drei Wochen in den Kunstsammlungen am Theaterplatz zu sehen sind und die Impulse geben sollen für die weitere Diskussion, wie die visionäre Idee eines Kulturquartiers Chemnitz weiterentwickelt werden kann.
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