Serge Poliakoff
Vollendete Peinture
Die Ausstellung greift einen wichtigen Künstler aus der Sammlung Dr. Alfred Gunzenhausers heraus: Serge Poliakoff. Aus Moskau kommend, entwickelte er um 1950 in Paris seine unverwechselbare Bildsprache. Ausgehend vom Kubismus und den Farbtheorien Robert und Sonja Delaunays entstehen Werke, die weder in geometrischer Strenge und analytischem Konstruktivismus noch in informeller freier Gestik verharren. Vielmehr erzeugen feinste Farbabstufungen eine Spannung in seinen charakteristischen polygonalen Formen. Durch ihre sukzessive Verdichtung im Bildzentrum vereinen sich Form und Farbe zu einem harmonischen Klang.
Anhand von zehn Gemälden aus der Sammlung Gunzenhauser zeigt die Ausstellung in Kombination mit internationalen Leihgaben die künstlerische Entwicklung Poliakoffs. Die Präsentation schlägt dabei einen Bogen von den noch gegenständlichen Anfängen bis hin zu seiner unverkennbaren abstrakten Ausdrucksweise. Darüber hinaus steht Poliakoffs »serielles« Arbeiten im Fokus, denn mit dem Festigen seiner Bildsprache setzt ihr beharrliches Ergründen ein. Oft arbeitet er an mehreren Werken gleichzeitig. Jedes Gemälde geht weiter als das vorherige, jedes zieht das folgende nach sich. Die Werke der Sammlung Gunzenhauser werden mit Gemälden des Künstlers ergänzt, die in unmittelbarer Nähe entstanden sind. Diese »Serien« belegen nicht nur Poliakoffs Beharrlichkeit auf die von ihm entwickelte formale Ordnung, sondern lassen auch die Variationslust des Künstlers erkennen.
Ein Gespräch in der Ausstellung mit Ahmed Alsaadi
Mit dem Ausbruch der Oktoberrevolution 1917 erschwert sich das Leben der konservativen Familie Poliakoff in Moskau. Serge Poliakoff entschließt sich, zu fliehen mit nichts als einem kleinen Koffer, einem Diamanten und einem Medaillon, das ein Stück Plazenta verwahrt. Er versteckt sich unter einem Kohlenwagen eines Zuges und findet sich in Kiew wieder. Er begegnet seinem Onkel Dimitri und überquert mit ihm den Kaukasus. Gemeinsam mit ihm gründet er eine Band und tingelt durch den Balkan, kommt über Venedig, Köln und Berlin schließlich in Paris an, wo er eine neue Heimat findet und sich der Malerei widmet. Die Kuratorin der Ausstellung Anja Richter spricht mit dem aus Basra im Irak geflohenen Künstler Ahmed Alsaadi über seine Erlebnisse.