Die Welt im Kasten
Guckkastenbilder aus dem 18. Jahrhundert
In Die Welt im Kasten hat das Schloßbergmuseum mit 35 kolorierten Guckkasten-bildern aus dem 18. Jahrhundert eine neue Sonderausstellung konzipiert. Er-gänzt werden die Druckgrafiken aus dem Sammlungsbestand durch Leihgaben der Sammlung Volker Karp. Allen Motiven ist gemeinsam, dass sie während dieses Sommers ungewöhnliche Reisen thematisieren. Denn das war es, was Schausteller um 1760 auf Jahrmärkten ihrem Publikum versprachen, wenn sie die Leute gegen etwas Kleingeld in einen Kasten schauen ließen: eine Reise im Geiste. Dabei erlaubten ein oder zwei »Augenfenster« – optische Linsen und Spiegel – in einem Kasten den Blick auf Abbildungen von Gondelkähnen und Se-gelschiffen, Schlösser und Kathedralen, Gärten und Luftschiffen. Die detailrei-chen Guckkastenbilder stammen aus vier europäischen Verlagen. Fünf der Kup-ferstiche wurden von Georg Balthasar Probst in Augsburg publiziert; die meisten Ansichten werden jedoch der Académie Impériale, ebenfalls in Augsburg, zuge-schrieben. Die Originalbeschreibungen unter dem Bild wurden stets auf Deutsch und Französisch verfasst. Der Titel des Blattes ist zusätzlich oberhalb des Motivs seitenverkehrt abgebildet, um beim Betrachten im Guckkasten lesbar zu erschei-nen.
Die fiktiven Reisen führen in ferne Städte, nach Rom, über das Meer und in die weite Welt. Das Guckkasten-Publikum sah riesige Gebäude in übersteigerten Per-spektiven, es kam beim Betrachten der Bilder an unbekannte Orte, erfuhr von er-staunlichen Dingen und lernte fremde Länder kennen. Die Guckkästen dienten somit nicht nur der Illusion, sie übermittelten auch Informationen, etwa zum Ballonstart zweier Herren im königlichen Garten der Tuilerien in Paris am 1. Dezem-ber 1783. Die Druckgrafik dokumentierte diese berühmte Luftreise der Herren Charles und Robert – das Ereignis hatte unmittelbare Konsequenz: Bereits drei-einhalb Monate später, am 19. März 1754, war auf dem Chemnitzer Anger ein ers-ter Ballonaufstieg zu beobachten.
Zur Eröffnung am 10. Juli 2022 um 11 Uhr im Innenhof des Museums gewähren kurze Grußworte aller Beteiligten und kleine musikalische Beiträge Einblicke in die Ausstellung. Darüber hinaus veranstaltet der Geschichtsverein und der Freun-deskreis des Schloßbergmuseums an diesem Tag für alle Liebhaber ihr musika-lisch-historisches Sommerfest.