DIE PEREDWISCHNIKI
Maler des russischen Realismus
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Herrn Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen und Seiner Exzellenz Wladimir M. Grinin, Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland.
Eine Kooperation mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau, dem Staatlichen Russischen Museum, Sankt Petersburg und dem Nationalmuseum Stockholm (Kuratoren der Ausstellung in Stockholm: David Jackson und Per Hedström).
Die Ausstellung DIE PEREDWISCHNIKI – Maler des russischen Realismus zeigt eine der bedeutendsten russischen Künstlerbewegungen und die Vielfalt der neuen künstlerischen Handschriften. Von den 41 vertretenen Künstlern seien Iwan Schischkin, Ilja Repin, Wladimir Makowski, Iwan Kramskoi und Isaak Lewitan hervorgehoben. Hauptsächlich werden Werke von 1870 bis 1910 präsentiert, da zu dieser Zeit der Einfluss der Peredwischniki auf die russische Kunst am größten war. Die Ausstellung verdeutlicht mehrere Themenschwerpunkte, mit denen sich die Peredwischniki beschäftigten. Berücksichtigt sind dabei die wichtigen sozialen, intellektuellen und politischen Fragen, die die russische Kunst jener Zeit beeinflussten und sich in den Werken der Künstler widerspiegeln. Themen sind zum Beispiel Dorflandschaften und städtisches Leben: gezeigt werden zahlreiche Werke, die den Mut der Künstler im Umgang mit damals häufig kontroversen Sujets wie etwa Armut oder die Folgen der Leibeigenschaft ausdrücken. Auffallend sind dabei die von Menschlichkeit und Sympathie getragene Herangehensweisen. Als Beispiel stehen dafür die Die Wolgatreidler (1870–1873) von Ilja Repin. Besondere Aufmerksamkeit ist zudem der stilistischen Vielfalt gewidmet, die die Peredwischniki beim Zelebrieren der Schönheit ihres Landes an den Tag legten. Die Landschaftsgemälde symbolisieren Heimatgefühle und Nationalbewusstsein. Bedeutende Landschaftsmaler der Peredwischniki waren Isaak Lewitan und Iwan Schischkin.
Die Künstler nutzten ihre künstlerische Freiheit als Ausdrucksmittel für wirtschaftliche Ungleichheit und Machtmissbrauch. Ein unübertroffenes Vermächtnis der Peredwischniki sind die zahlreichen Porträts, auf denen sie die kulturelle und intellektuelle Elite Russlands ihrer Zeit für die Nachwelt festhielten. Berühmte Beispiele dafür sind die Porträts von Lew Tolstoi, dessen Ideen zur Politik, Religion und Moral viele Leser weltweit inspirierten. Ilja Repins Gemälde Lew Tolstoi, barfüssig (1901) zeigt den Schriftsteller im Freien, barfüssig und schlicht gekleidet. Es verkörpert das Ideal Tolstois vom einfachen, bodenständigen Leben. Gemälde mit historischen, mythischen oder religiösen Themen zeigen weitere Aspekte, mit denen sich die Peredwischniki beschäftigten. Obgleich es bereits wichtige Präsentationen russischer Kunst des 19. Jahrhunderts gab, ist dies die erste Ausstellung in Deutschland, die ausschließlich den Werken der Künstlergruppe Peredwischniki gewidmet ist.
Künstler der Ausstellung:
Archipow, Abram; Bakschejew, Wassili; Bogdanow, Iwan; Bogdanow-Belski, Nikolai; Ge, Nikolai; Iwanow, Sergej; Janow, Alexander; Jaroschenko, Nikolai; Kassatkin, Nikolai; Klodt, Michail; Korsuchin, Alexej; Kramskoi, Iwan; Kuindschi, Archip; Kuindschi, Archip; Kusnezow, Nikolai; Lewitan, Isaak; Makowski, Wladimir; Maximow, Wassili; Mjassojedow, Grigori; Morosow, Alexander; Nesterow, Michail; Newrew, Nikolai; Perow, Wassili; Polenow, Wassili; Prjanischnikow, Illarion; Pukirew, Wassili; Repin, Ilja; Rjabuschkin, Andrej; Rschewskaja, Antonina; Sawizki, Konstantin; Sawrassow, Alexej; Schischkin, Iwan; Serow, Walentin; Shanks, Emily; Soschtschenko, Michail; Stepanow, Alexej; Suchodolski, Pjotr; Surikow, Wassili; Swetoslawski, Sergej; Wasnezow, Apollinari; Wasnezow, Wiktor; Wassiljew, Fjodor
Mit freundlicher Unterstützung
Kulturpartner Medienpartner
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Dienstag – Sonntag 12 und 16 Uhr
Hinweis:
Öffentliche und bestellte Führungen sind mit max. 25 Personen möglich. Gruppen mit 10 und mehr Personen müssen Führungen vorbestellen. Eine Teilnahme an öffentlichen Führungen ist für Gruppen nicht möglich.
Kontakt für Veranstaltungen/Führungen:
Jörg Ivandic, Tel +49 (0)371 – 488 4423, joerg.ivandic@stadt-chemnitz.de
VERANSTALTUNGEN
Samstag, 3. März 2012, 18 Uhr
Ilja Repin / “Fernes und Nahes – Erinnerungen”
LESUNG mit Burkhard Heyl, Belin
Ilja Repin – in der Ausstellung mit zwölf Bildern vertreten – ist einer der Protagonisten der Künstlervereinigung Peredwischniki. Frische und Intensität zeichnen seine Lebenserinnerungen aus. So lässt er seinen Lehrer Iwan Kramskoi, seinen Mentor Wladimir Stassow und den Dichter Lew N. Tolstoi vor unseren Augen lebendig werden. Die Erinnerungen gewähren uns auch einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des viel beachteten Gemäldes „Die Wolgatreidler“.
Sonntag, 18. März 2012, 18 Uhr
Boris Pasternak / “Sicheres Geleit – Erinnerungen, Gedichte und Prosa”
LESUNG mit Burkhard Heyl, Berlin
Musikalische Begleitung von Jan Jachmann, Akkordeon (Trio Neuklang Belin)
Boris Pasternak war Sohn des Malers Leonid Pasternak, einem weiteren Mitglied der Peredwischniki. Die Lesung stellt den Autor und Nobelpreisträger Pasternak auch als Poeten vor, beleuchtet seine Biographie und gibt Beispiele aus dem Werk „Doktor Schiwago“, die belegen, wie es Pasternak gelang, Themen der Peredwischniki in der nächsten Generation auf literarischer Ebene fortzuführen.
Freitag, 23. März 2012, 18 Uhr
„Es gibt keine Kunst außerhalb eines Volkes“ (Adrian Prachow)
Realistische Malerei in Russland und die Wanderausstellungen
VORTRAG von Prof. Dr. Ada Raev, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Mit der 1871 als Gegengewicht zur Kaiserlichen Akademie der Künste in St. Petersburg gegründeten Peredwischniki schufen sich die Vertreter des Realismus in der russischen Kunst eine einflussreiche Ausstellungsplattform. Mit ihren auch in der Provinz gezeigten Ausstellungen beflügelten sie sowohl die öffentliche Diskussion über den Weg Russlands nach der Aufhebung der Leibeigenschaft als auch den künstlerischen Diskurs. Im Vortrag werden wichtige Werke von Künstlern wie Iwan Kramskoi, Ilja Repin, Nikolai Ge, Isaak Lewitan und Walentin Serow vorgestellt und ihre Rezeption in Russland und im Ausland erörtert.
Sonntag, 1. April 2012, 16 Uhr
Jasnaja Poljana. Die Russen und Tolstoi
DOKUMENTARFILM von Andreas Schmidt und Christiane Bauermeister
D 2010, 75 Minuten, von Schmidt & Paetzel Fernsehfilme und WDR in Zusammenarbeit mit ARTE.
Tolstoi verbrachte fast sein ganzes Leben auf dem Gut Jasnaja Poljana in der Provinz südlich von Moskau. Hier schrieb er seine großen Romane „Krieg und Frieden“, „Die Auferstehung“, „Anna Karenina“. Das Gut wird heute von Tolstois Ur-Urenkel geführt, der gelegentlich Gäste empfängt: die Schriftsteller Tatjana Tolstaja (eine entfernte Verwandte Lew N. Tolstois), Wladislaw Otroschenko, Sachar Prilepin und Andrej Bitow. Deutlich wird, dass Jasnaja Poljana mehr ist als nur der Ort, an dem Tolstoi lebte und schrieb: das Gut prägte und formte ihn, in seinen Weiten war Raum für die Welten von Krieg und Frieden.
Sonntag, 15. April 2012, 18 Uhr
Lew N. Tostoi / “Über den Sinn des Lebens Werk und Wirkung”
LESUNG mit Burkhard Heyl, Berlin
Tolstoi ist eine herausragende Persönlichkeit im russischen Geistesleben. Die Lesung versucht dies mit Ausschnitten aus seinem literarischen Schaffen „Kindheit“, „Krieg und Frieden“, „Der Tod des Iwan Iljitsch“ zu belegen, sowie durch Zeugnisse anderer zu seiner Person. Die Bedeutung seines Werkes, seiner Lebensphilosophie, spiegelt sich nicht zuletzt in der Häufigkeit mit der er von Malern der Peredwischniki porträtiert wurde.
Freitag, 20. April 2012, 18 Uhr
„Ein wahrer Poet der russischen Landschaft“. Der Maler Isaak Lewitan und seine Rezeption durch Zeitgenossen und Nachwelt.
VORTRAG von Prof. Dr. Gertrud Pickhan, Osteuropa-Institut, Freie Universität Berlin
Der russisch-jüdische Maler Isaak Lewitan (1860-1900), der Mitglied der Künstlergruppe der Peredwischniki war, gilt als „Schöpfer der russischen Stimmungslandschaft“. Seine Popularität in Russland ist bis heute ungebrochen. So bildeten sich im eisigen Winter 2010/11 lange Schlangen vor der Kasse des Ausstellungsgebäudes der Moskauer Tretjakov-Galerie, wo von Oktober 2010 bis März 2011 eine umfangreiche Lewitan-Retrospektive zu sehen war. Zu seinen Lebzeiten war Isaak Lewitan nicht nur in Russland, sondern auch in Deutschland bekannt, zu seinen Verehrern gehörte auch Rainer Maria Rilke. In diesem Vortrag soll die Rezeption Lewitans durch Zeitgenossen und Nachwelt im Zentrum stehen und dabei auch der Frage nachgegangen werden, welchen Stellenwert seine jüdische Herkunft für sein Publikum hatte.
Sonntag, 29. April 2012, 18 Uhr
Rainer Maria Rilke und Lou Andreas Salomé in Russland “Erinnerungen und Briefe”
LESUNG mit Christiane Prober, Berlin und Burkhard Heyl, Belin
Nicht nur die Beziehung zwischen dem Dichter und seiner außergewöhnlichen Geliebten, die ihm Freundin bis ans Lebensende blieb, ist Thema dieser Lesung. Insbesondere die tiefe Wirkung Russlands, seiner Geschichte, Kunst und Religion auf Rilkes Schaffen und Denken überraschen. Sein Briefwechsel mit der bedeutenden Dichterin Marina Zwetajewa und mit Boris Pasternak, der übrigens Rilkes Werk ins Russische übertrug, sowie sein Besuch bei Tolstoi auf dessen Landsitz Jasnaja Poljana sind Zeugnisse dafür.
Sonntag, 13. Mai 2012, 16 Uhr
Ein russischer Sommer
FILM von Michael Hoffman
GB 2009, 112 Minuten, mit Christopher Plummer, Helen Mirren, Walentin Bulgakow
Ein russischer Sommer ist die Verfilmung eines biografischen Romans des US-amerikanischen Schriftstellers Jay Parini über das letzte Lebensjahr Lew N. Tolstois. Als seine Frau Sofia erfährt, dass Tolstoi die Rechte an seinem Werk dem russischen Volk vermachen möchte, beginnt ein hochemotionaler Konflikt zwischen beiden: Sofia sieht sich und die Kinder als die rechtmäßigen Erben und Verwalter von Tolstois Werk und versucht mit allen Mitteln, ihn von seinem utopistischen Plan abzubringen und die Zukunft der Familie zu sichern.
Freitag, 25. Mai 2012, 10 bis 17 Uhr
Russland und Europa im 19. Jahrhundert (1815-1914)
ÖFFENTLICHES SEMINAR der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz unter der Leitung von Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Institut für Europäische Geschichte, und Prof. Dr. Alfons Söllner, Institut für Politikwissenschaften
FINISSAGE
Montag, 28. Mai 2012, 17 Uhr
Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Streichsextett d-Moll op.70 „Souvenir de Florence“
KONZERT
Mit Katarzyna Radomska (Violine), Benjamin Fuhrmann (Violine), Ulla Walenta (Viola),
Albrecht Kunath (Viola), Thomas Bruder (Violoncello) und Tilman Trüdinger (Violoncello)
Mitglieder der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz
KUNSTPÄDAGOGIK
Alle Programme und Angebote lassen sich vielseitig für alle Alters- und Jahrgangsstufen gestalten,
Voranmeldung erforderlich: Tel. +49 (0)371 – 488 4427, katharina.koenig@stadt-chemnitz.de oder kunstbus@stadt-chemnitz.de
Gebühr (bei praktischem Teil): 0,50 Euro/Kind
Verächtlicher Spott und verwegene Arglist – Der Rausch der Rebellen
Mit den „Saporoscher Kosaken“ schuf Ilja Repin ein herausragendes monumentales Werk, das auf eine historische Überlieferung zurückgeht. Er charakterisierte sie auf meisterliche Art, so dass dabei höchst psychologische Porträts entstanden. Handwerkliche Präzision, virtuose Komposition und epische Anlage haben sich hier zu einem außerordentlich vitalen Meisterwerk zusammengefügt. (M. David Drevs)
Wie Ilja Repin selbst lassen wir uns vom Mut, Freiheitsdrang und der Lebenslust dieser Menschen inspirieren und lernen neben den Kosaken auch den Maler selbst kennen.
Unterwürfig oder stolz? Der Blick der Verdammten
„Wir gehen am Ufer entlang. Wir singen der Sonne unser Lied… Ach du, Wolga, Mutterstrom, tief und breit… Noch ein bisschen, noch einmal…“ (Mili Alexejewitsch Balakirew)
Diese Szene, die bei Ilja Repin einen tiefen Eindruck hinterließ, zeigt das harte Schicksal der
Wolgatreidler. Die geistige und physische Kraft der schwer arbeitenden Männer stellte er durch
ausdrucksstarke Charaktergesichter dar, die wir im Einzelnen näher betrachten werden.
Geschichten am Samowar
Mit großer Kenntnis des Lebens und des Alltags gewähren uns die Peredwischniki in familiären Genreszenen Einblick in Zimmer, deren Interieur mit besonderer Sorgfalt und Liebe zum Detail aufgefasst ist. Die realistische Darstellung der behaglichen, bescheidenen oder auch wohlständischen Ausstattungen verleiht den Gemälden eine besondere Lebendigkeit.
Auf einem Rundgang besuchen wir russische Familien in ihrem privaten Umfeld und entdecken die typische Einrichtung ihrer Zeit.
Nachmittag auf dem Lande
Mit viel Gespür für das Leben der einfachen Leute schuf Antonina Rschewskaja, eine von zwei
Peredwischniki-Malerinnen, ein Werk voller Humor und Güte und zugleich von großer Meisterschaft: eine heitere Szene mit anrührendem Tanz in einer ärmlichen Tischlerwerkstatt.
Diese einfache, aber lebensfrohe Familie lernen wir auf einer erzählerischen Wanderung durch die russischen Landschaften kennen.
“Schüler führen” zur Museumsnacht
In einem dreitägigen Kurs in den Osterferien haben Schüler (10-16 Jahre) die Gelegenheit, als Museumsforscher auf eine spannende Entdeckungstour durch die Ausstellung „DIE PEREDWISCHNIKI – Maler des russischen Realismus“ zu gehen. Dabei besteht die Möglichkeit, Skizzen u. ä. vor den Originalen anzufertigen, um sich die Kunstwerke intensiver anzueignen. Daran anknüpfend werden sie mit Hilfe der Kunstpädagogin zu Werken ihrer Wahl Kurzführungen erarbeiten und können dabei ihren kreativen, gestalterischen, schauspielerischen
oder auch musischen Ideen (jeweils ohne Voraussetzungen) freien Lauf lassen. Das Ergebnis wird dann am 5. Mai 2012 zur Museumsnacht vor Publikum präsentiert.
Kursgebühr: 9 Euro
Anmeldung unter 0371 – 488 4427 oder katharina.koenig@stadt-chemnitz.de
Termine: Mittwoch – Freitag (11. 4. – 13. 4. 2012), jeweils 14.30 – 16 Uhr
Präsentation: Samstag, 5. Mai 2012 (Uhrzeit wird noch bekanntgegeben)