Schloßbergmuseum
16. Mar 2014 – 4. May 2014

KUNST MACHEN!!

KUNST MACHEN!!
Museumspädagogik und Demenztherapie. Ein Pilotprojekt

Ausstellungseröffnung: 16. März 2014, 11 Uhr

Kunst, geschaffen von demenzkranken Menschen, steht im Mittelpunkt der diesjährigen Frühlingsausstellung im Schloßbergmuseum.

Die aktuelle Ausstellung ist dem künstlerischen Aspekt in der Betreuung demenzerkrankter Patienten gewidmet. Die Schau zeigt rund 100 Arbeiten, die im Rahmen des Projektes „Malen/Töpfern mit Dementen“ im SenVital entstanden. Sie zeigen Landschaften, Menschen und Tiere sowie Blumen und Farbkompositionen. In der Therapie geht es darum, Patienten zu einem aktiven Leben zu animieren und auf spielerische Art und Weise Wohlbefinden, Entspannung und Erfolgserlebnisse zu schaffen. Durch den Umgang mit Farbe und Ton, zu dem die Patienten motiviert werden, wird eine besondere Form der Kommunikation mit ihrer Umwelt ermöglicht: Stimmungen, Gefühle und Erinnerungen teilen sich über Bild und Plastik in überraschender Kreativität und Qualität mit und belegen nachdrücklich, dass sich Demenz und Museum – Demenz und Kunst nicht ausschließen.

Ausstellungsbesuche im Museum können dem Demenzpatienten helfen, Erinnerungen abzurufen. Das Eintauchen in Bilderwelten kann den Betroffenen in die eigene Lebenswelt zurückführen: Museologen und Therapeuten entwickeln deshalb besondere Führungen, die sich von der üblichen Besucherpraxis deutlich unterscheiden. Nicht das Vermitteln von historischen oder kunsthistorischen Fakten steht dabei im Mittelpunkt, sondern das Gespräch mit dem Patienten, das über das Freilegen von Gefühlen seine Fähigkeit zum Erinnern stärken soll. Ganz wenige, ausgewählte Objekte werden dabei den kleinen Patientengruppen vorgestellt: Gemälde, die das Chemnitzer Stadtbild zeigen, die Waldkirchener Madonna des Meisters H.W., die hier einfach nur eine Mutter mit ihrem Kind sein darf, oder die Armand-Marseille-Puppe, einstmals vertraute Gefährtin der Kindheit. Die unmittelbare Begegnung mit den Objekten im Schloßbergmuseum fordert den Patienten zur aktiven körperlichen und gedanklichen Teilnahme an einem normalen Leben heraus.

In der Bundesrepublik Deutschland leiden derzeit 1,2 Millionen Menschen an Demenz. Die Tendenz ist steigend. Die mediale Präsenz des Themas schürt Ängste und Sorgen bei potenziell Betroffenen und deren Angehörigen. Mit Hochdruck arbeiten Mediziner, Therapeuten, Pädagogen und Sozialwissenschaftler daran, Krankheitsbilder Betroffener zu lindern.Auch Museen können sich mit ihren Angeboten, Leistungen, Fachkräften und Sammlungen in diesen Prozess bewusst und nachhaltig einbringen. Das Projekt, das von den Kunstsammlungen Chemnitz-Schloßbergmuseum in Kooperation mit SenVital Senioren- und Pflegezentrum Chemnitz-Niklasberg GmbH seit Oktober 2013 entwickelt wird, trägt dem Rechnung und beweist, dass Demenz nicht Abschied von kultureller Teilhabe bedeutet.