17. April 2024, 18:00 Uhr | Museum Gunzenhauser

Konzert : RITUALE. Ein Konzertprojekt mit dem Ensemble RENIBRE

RITUALE
Ein Konzertprojekt mit dem Ensemble RENIBRE

Zwischen Neuere Musik, Elektronik und Improvisation verortet sich das Ensemble RENIBRE und aus dieser Synthese entwickeln die finnisch-deutsche Sängerin Lissa Meybohm, der Schlagzeuger Ivo Nitschke und der Bratscher Cenk Erbiner einen inszenierten Konzertabend zum Thema “Rituale”. Die junge Leipziger Komponistin Beste Özcelebi hat sich bei ihrer Komposition “Estival” von einem schamanistischen Ritual inspirieren lassen, der Feier des längsten Tages des Jahres, der Sommersonnenwende. Auch “ISET” des Leipzigers Knut Müller spielt auf einen Ritus an, den Isis-Kult, bei dem das Sistrum, eine im alten Ägypten von Priesterinnen gespielte Metallrassel, eingesetzt wurde. Die Sängerin des Ensembles hat in einer halbtheatralischen Rolle ein stabförmiges Sistrum, das sie auf den Boden aufschlägt, um damit einzelne Phrasen im Sprechgesang zu trennen oder Stellen im musikalischen Ablauf zu akzentuieren. “Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch” beschwört eine Zeile aus dem Hölderlin-Text, den René Hirschfeld vertont und in eine Zeremonie der Furchtlosigkeit und Hoffnung verwandelt hat. Außerdem erwarten uns noch zwei Uraufführungen zum Thema RITUALE vom bekannten Hallenser Komponisten Thomas Buchholz und von seinem Dresdner Kollegen Friedemann Stolte.

Programm:
Beste Özcelebi – Estival
Knut Müller – ISET
Rene Hirschfeld – Über den Abgrund
Thomas Buchholz – Zwei altarmenische Rituale (UA)
Friedemann Stolte – im garten des verweilens (UA)

Musiker:innen
Lissa Meybohm – Stimme
Cenk Erbiner – Viola und Electronics
Ivo Nitschke – Vibrafon und Schlagwerke

Das Ensemble
Das in Leipzig gegründete Ensemble RENIBRE bewegt sich im Grenzgebiet zwischen Neuer Musik, Elektronik und Improvisation. 2021/22 realisierten die drei Musiker:innen mit dem Projekt “Jahreszeiten” ihr erstes größeres thematisches Konzertprojekt, u.a. mit vier Uraufführungen in Berlin, Dessau, Leipzig und Chemnitz. 2024 wurden im Rahmen des neuen Konzertprojektes “RITUALE” zwei weitere Kompositionen für das Ensemble geschrieben.

Die finnisch-deutsche Sopranistin Lissa Meybohm studierte in Bremen und Leipzig Operngesang. Stipendien in den Niederlanden und den USA ergänzten ihre Ausbildung. Seit ihrem Masterabschluss 2018 ist sie als freischaffende Sängerin tätig und widmet sich mit besonderer Leidenschaft der zeitgenössischen Musik. Auftritte führten sie u.a. an die Oper Leipzig, Schauspiel Leipzig, Theater der jungen Welt, Theater Magdeburg und das Moores Opera Center. In der freien Szene trat sie mit der INSELbühne Leipzig, En cantateatro, sowie dem Festival Internacional CervantinoBarroco (Mexiko) auf. Zu ihrem Repertoire gehören u.a. Dido (Dido and Aeneas), Pamina (Die Zauberflöte), Solveig (Peer Gynt) und Zhou (Kommilitonen! Young Blood!). Sie ist Sängerin und Gründungsmitglied des Roter Mond Ensembles, sowie Co-Managerin von Opera on Tap Leipzig.


Cenk Erbiner ist ein international gefragter Bratschist für Neue Musik und World Music und spielt seit 2010 bei der Anhaltischen Philharmonie Dessau. Er wurde 1976 in Istanbul geboren und studierte Bratsche am städtischen Konservatorium der Universität Istanbul bei Cigdem Altas Epikmen. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit Jazz und world music und spielte Klavier und Bratsche in vielen unterschiedlichen Ensembles. Von 1999-2002 setzte er sein Bratschenstudium bei Prof. Nobuko Imai an der Musikhochschule Detmold fort. Anschließend schloss er sein Konzertexamen bei Prof. Tatjana Masurenko an der Musikhochschule Leipzig ab. Im Anschluss an die klassische Bratschenausbildung erweiterte er seine Studien im Bereich des Jazz an der Musikhochschule Leipzig.
 Cenk Erbiner schafft es auf einmalige Art und Weise die Elemente der Klassik, des Jazz, der World und Elektronikmusik mit den Farben seiner orientalischen Herkunft zu verbinden und auf die Bratsche zu übertragen. Cenk 
Erbiner ist viermaliger Stipendiat der Dr. Nejat Eczacibasi Fundation, Gründungsmitglied des „World Music Ensemble Nereden“ und Gründer des „Ensemble Renibre“.


Ivo Nitschke, Jahrgang 1965, ist begeisterter Orchestermusiker. Nach dem Studium in Dresden folgten Jahre der disziplinierten Diensttätigkeit im Staatlichen Sinfonieorchester Riesa und ab 1990 in der Staatskapelle Halle mit einzelnen Solo- Auftritten als Pauker, Vibra- und Marimbafonspieler. Nach und nach häuften sich Kontakte mit orchesterfremden Percussionsinstrumenten. Daraus erwuchs eine Sammelleidenschaft verschiedenster Soundquellen und deren Einsatz in der Welt- und Neue Musik, im Jazz und im Barock. Mittlerweile spielt er das Orchesterinstrumentarium im Jazzkontext und diverse Handtrommeln im Orchester. Neben dem Unterrichten treibt ihn mittlerweile auch das Komponieren von Schlagzeugmusik um. Mit der Ballettmusik zu „Groovin Bodies“, uraufgeführt an der Oper Halle, konnte er ein breites Publikum mit seiner Begeisterung für gewagte Schlagexperimente anstecken.

Komonistin/Komponisten
Die türkische Komponistin Beste Özçelebi, Preisträgerin des Förderpreises für „Junge Komponisten und Musikwissenschaftler“ des Deutschen Komponist:innenverbandes 2017, nennt Leipzig ihr Zuhause. Seit Beginn ihrer musikalischen Laufbahn wurde ihre Musikin Europa, den Vereinigten Staaten, Japan und ihrem Heimatland, der Türkei, aufgeführt. Sie war eine aktive Teilnehmerin an verschiedenen renommierten Festivals und Meisterkursen für Neue Musik. Ihr Werk reicht von Solo- bis zu großen Orchesterstücken und von Instrumentalmusik bis zur Akusmatik. In ihrer Musik beschäftigt sie sich mit der transdisziplinären künstlerischen Erforschung von Musik und Medienkunst. Nach ihrem Musikpädagogik- und Kompositionsstudium in der Türkei absolvierte Beste ihr Master- und Meisterklassenstudium in Komposition an der Hochschulefür Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig.

Knut Müller wurde 1963 in Reichenbach (Vogtland) geboren. Er studierte von 1984-93 Malerei/Grafik (mit Aufbaustudium) bei Dietrich Burger, Günther Thiele und Arno Rink an der HGB Leipzig. Darauf folgten privater Kompositionsunter- richt bei Steffen Schleiermacher und ein Zusatzstudium „Elektronische Musik“ an der Hochschule für Musik Dresden bei Wilfried Jentzsch. Seit Mitte der neunziger Jahre lebt und arbeitet er als freischaffender Maler/Graphiker, Komponist und Computerkünstler in Leipzig.

Caspar René Hirschfeld gehört zu den interessantesten und vielseitigsten Komponist:innen seiner Generation. Dabei entzieht sich seine Musik gängigen Kategorien wie Avantgarde oder Tradition, gilt als gleichermaßen zeitgemäß wie transzendet, strukturell komplex und sinnlich fassbar. Seit der erfolgreichen Uraufführung seiner Kammeroper Bianca bei den Salzburger Festspielen 1991 werden seine Werke regelmäßig in Europa, Asien, Lateinamerika und den USA gespielt. Ebenfalls 1991 dirigierte der Komponist selbst bei den Dresdner Musikfestspielen die Uraufführung seines Klavierkonzerts, nachdem er bereits 1985 als Dirigent in einem Kammerabend der Staatskapelle Dresden debütiert hatte. Im Jahr 2005 wurde sein Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester Wandlungen V beim offiziellen Festakt zur Verleihung der Kaiser-Otto-Medaille an Bundespräsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker im Magdeburger Dom uraufgeführt. 2021/22 war er composer in residence am Gesellschaftshaus – Haus der Musik der Landeshauptstadt Magdeburg. Hirschfelds Kompositionen erhielten nationale und internationale Preise, so z.B. 1984 beim internationalen Carl-Maria von Weber – Wettbewerb der Dresdner Musikfestspiele, beim Eisler-Preis 1986, Mendelssohn-Stipendium 1988/89, Göttinger Kompositionspreis für Gitarre 2000. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst Musiktheater, Ballette, Sinfonik, Chor- und Vokalmusik, Kammermusik, Solowerke, elektronische Musik aber auch Tangos, Jazz-Zyklen und Chansons und ist beim Verlag Neue Musik Berlin, Hofmeister Verlag Leipzig und becoco verlag erschienen. 2022 unterzeichnete er einen General-Vertrag mit dem Verlag Neue Musik Berlin. Bereits während seines Meisterschülerstudiums bei Udo Zimmermann war Hirschfeld Lehrbeauftragter an der Dresdner Musikhochschule (bis 1991), anschließend bis 1994 an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. 1994 übersiedelte er für ein Jahr nach Schweden, ab 1995 lebte er als freiberuflicher Komponist in Berlin, bis er 2018 seinen Wohnsitz in seine Heimatstadt Wernigerode verlegte.

Thomas Buchholz, am 27. August 1961 in Eisenach/Thüringen geboren, absolvierte Thomas Buchholz zunächst eine Ausbildung zum Klaviertechniker bei Blüthner in Leipzig. Bis 1988 studierte er ander Hochschule für Musik und Theater in Leipzig Sologesang, Komposition (Günter Neubert) und Musikpädagogik (H.-G. Mehlhorn), 1989–1991 war er Meisterschüler für Komposition bei Ruth Zechlinan der Akademie der Künste zu Berlin. Kompositionskurse bei Rudolf Kelterborn, Witold Lutoslawski und John Cage ergänzten seine Studien. Seine Werke wurden in vielen Ländern Europas, in Japan und den USA aufgeführt, ergänzt von Rundfunk- und CD-Produktionen. Mit über 160 verlegten Einzelwerken bei internationalen Verlagen wie Schott Music, Verlag Neue Musik, Hofmeister u. a. liegt ein umfangreiches Gesamtschaffen vor, dass fast alle Genres zeitgenössischer Musik umfasst. Zudem erhielt Buchholz diverse Stipendien und Kompositionspreise, Förderungen durch DAAD und Goethe-Institut bei mehreren Auslandsaufenthalten (Petersburg, Moskau, Vilnius, Jerewan). Als Dozent wirkte er bei nationalen und internationalen Seminaren und Workshops zu Themen der Neuen Musik. Die Zusammenarbeit mit wichtigen internationalen Künstler:innen und Ensembles wie Howard Arman, Georg Christoph Biller, Christfried Brödel, Clemen Leben, Carin Levine, Reinbert Evers, dem Hilliard Ensemble, dem Chor und Orchester des Mitteldeutschen Rundfunks, dem Thomanerchor Leipzig, dem Münchner Kammerchor, dem Jerewaner Kammerchor, vocal modern oder dem Stadtsingechor Halle wirkten auf Buchholz‘ kompositorisches Schaffen. 2016 komponierte er für das 900jährige Jubiläum des Stadtsingechores sein Werk Nongenti (Schott), nachdem er zuvor für das Jubiläum 800 Jahre Thomanerchor Leipzig die Kantate Aus der Tiefe (Schott) vorgelegt hatte. Anlässlich des Gedenkens an den Genozid an dem Armenischen Volk vollendete er 2015 den Zyklus Armenische Hymnen (Schott), der zu verschiedenen kulturellen Höhepunkten in Deutschland und Armenien erklang. 2018/19 erhielt Buchholz von der Anhaltischen Philharmonie Dessau den Auftrag für seine große Orchesterkomposition Feininger-Fraktale (Verlag NeueMusik) anlässlich des Bauhaus-Jubiläums. Buchholz arbeitet neben seiner kompositorischen Tätigkeit als Hochschullehrer, Musikpädagoge und Dirigent. Darüber hinaus gilt Buchholz als Experte für die Musik Armeniens und hat diverse Publikationen und Werkausgaben zu dem Komponisten Komitas vorgelegt.

Friedemann Stolte studierte Kirchenmusik in Dresden, begleitet von Kompositionsstudien bei Jörg Herchet. Seit 1989 ist er Korrepetitor an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden, zeitweise in leitender Funktion und mit Lehrverpflichtung. Als Komponist widmet er sich den vielfältigen Möglichkeiten von Kammermusik- und Chorbesetzungen mit historischen wie neuen Instrumenten. Für Choreografien entstanden Auftragswerke der Palucca Hochschule für Tanz und in der freien Tanzszene. Für den Bessiner Kammerchor, dener 1995–2019 leitete, schrieb er zahlreiche Stücke, ebenso für Ensembles wie TromboNova, das Duo Stock – Wettin, das Trio tiefsaits oder das Mendelssohn-Kammerorchester Leipzig.

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