28. Oktober 2023, 18:30 Uhr | Aus Chemnitz | Kunstsammlungen am Theaterplatz

Konzert : Kein Weg nach Hause

Das Klavier der Familie Margulies, Foto:  © Noam Preisman

Kultur und Geschichte nach Hause zu tragen, ist Menschen ein innerstes Bedürfnis. So ist es auch bei der Geschichte der Familie Margulies. Jedoch es ist immer einfacher, eine alte Kultur zurückzubringen, als ihr Exil zu beenden. Im Konzert erklingt Musik von Komponisten, die nach ihrem Tod aus dem Exil zurückkehrten: Mieczysław Weinberg und Sergei Rachmaninow. Außerdem erklingt Boris Lyatoschinskys Musik aus der Kriegszeit. Es wird von dem Gesangsduo Alena und Timofei Kazantsev aufgeführt, die ebenfalls ihren Weg nach Hause verloren haben.

  • Mieczysław Weinberg Gesangszyklen
    Jüdische Lieder (Kinderlieder), vol.1
    Roma-Bibel
    Wiegen des Babys

Mieczysław Weinberg (auch Wajnberg und Moishei Vainberg) war ein sowjetischer Komponist polnischer Herkunft. Der Komponist verlor zwei Familien und verließ oft seine Heimat: in Warschau, in Kischinjow und am Ende seines Lebens in Moskau. Weinberg verband in seinem Werk viele nationale Kulturen und Sprachen und erfuhr großen Einfluss von Schostakowitsch. Er spricht seine eigene, unverwechselbare musikalische Sprache, die man von den ersten Tönen an erkennt. Er bringt Tragik und leichte Komik gleichermaßen gut rüber. Die meisten postsowjetischen Länder kennen Weinberg durch seine Filmmusiken, darunter zu Michail Kalatosows Die Kraniche ziehen (1957), Sergei Urussewskis Abschied von Gulsary (1968), Fjodor Chitruks Die Ferien des Bonifazius (1965) und Winnie Pooh (1969) sowie Alov und Naumovs Teheran 43 (1981).

  • Boris Lyatoschinsky
    Klavierpréludes, op. 44

Ljatoschynskyj stammte aus einer Lehrerfamilie und erhielt seit früher Kindheit Klavier- und Violinunterricht. 1919 schloss er sein Musikstudium ab und wurde anschließend selbst Lehrer am Konservatorium Kiew, wo er ab 1935 dort Professor für Komposition und Orchestration war. 1935 bis 1938 sowie Anfang der 1940er Jahre lehrte er zugleich am Moskauer Konservatorium. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Leonid Hrabowskyj, Witalij Hodsjazkyj, Walentyn Sylwestrow und Jewhen Stankowytsch. Seit 1956 hatte Ljatoschynskyj eine leitende Funktion im Sowjetischen Komponistenverband inne. Diese Stücke wurden Timofey von seinem ukrainischen Kollegen Artur Nikulin, der auch in Chemnitz lebt, empfohlen . Die Aufführung dieser Präludien löste einen Sturm der Gefühle aus und regte zum Nachdenken über die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den russischen und ukrainischen Menschen und Kulturen an.

  • Sergei Rachmaninow
    Vokalisieren
    im Arrangement von E. Wild – T. Kazantsev

Weder Sergej Rachmaninow noch sein Vokalisieren müssen vorgestellt werden. Er schrieb dieses Werk vor all seinen Verlusten und seiner Emigration. Aber es bleibt ein unzeitgemäßes Klagelied für alle menschlichen Sorgen. Earl Wilds virtuoses Arrangement setzt die Tradition von Rachmaninows eigenen Klavierbearbeitungen fort. Es ist bei Pianisten weithin bekannt und beliebt. Doch im Laufe der Jahre hat Timofei einige bemerkenswerte Änderungen daran vorgenommen.

Alena und Timofei Kazantsev treten seit mehr als 10 Jahren als Gesangsduett auf. An ihr Mutterland angelehnt, führen sie hauptsächlich russisches Kammermusikrepertoire auf. Romanzen und Gesangszyklen, die die Kunstfertigkeit und Direktheit der Interpreten offenbaren, sowie Werke der Postromantik und des russischen »Silbernen Zeitalters«, in denen die Musiker alle Nuancen des subtilen Spiels von Musik und Poesie zeigen. In ihren Programmen suchen sie Begleiter für ein tiefes Eintauchen in einen Moment ästhetischer Wahrheit: einen Moment der Einheit oder Diskussion mit ihren Komponisten. In den letzten Jahren hat das Duo ein bevorzugtes Konzertformat für sich gefunden: Gesprächskonzerte, bei denen es gelingt, den Hörer auf das jeweilige Werk einzustimmen.

Das Konzert findet auf einem Klavier im Auditorium der Kunstsammlungen am Theaterplatz statt und wird veranstaltet von der Musikschule am Thomas-Mann Platz Chemnitz. Der Eintritt ist frei.

 

 

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